Türchen 20 (von Bernhard)

Bad Taste X-Mas

Zum nahenden Geburtstagsfeste des beschlagenen Wanderpredigers und Instant-Winzers wollen wir uns heute einem wenig beachteten, aber zu du dieser Jahreszeit allgegenwärtigen Thema widmen: Dem schlechten Geschmack. Wie schon Besungener eindrucksvoll bewiesen hat, kann beispielsweise fragwürdige Schuhmode zu Stigmatisierung führen. Zur Weihnachtszeit jedoch gehört der optische Griff ins Klo sogar zum guten Ton. Den ultimativen Guide, wie du stilecht durch den Dezember kommst, findest du nur hier:

Ein No-Brainer ist die Musikwahl. Jeder noch so unbedeutende Schlagerinterpret hat schon sein Weihnachtsalbum rausgebracht, und nicht nur der, selbst ein Bob Dylan hat sich von seiner Plattenfirma – so wie einst der Jubilar – aufs Kreuz legen lassen und seinerseits ein derartiges Machwerk auf den Markt gebracht. Und selbst bei ihm dreht sich bei der Konsumation besagter Langspielplatte der Magen um. Das geht durch Mark und Bein, so wie hebräische Hunderternägel. Nichtsdestotrotz wenden die Plattenfirmen mit dem Weihnachtsalbenabsatz doch noch ihre drohende negative Jahresbilanz ab.

Ebenso fast schon witzlos ist der dicke Wollpullover, welcher vermeintliche nordische Strickmuster aufweist. Längst zum Gadget verkommen, erhält man solche nur mehr als Massenware aus Bangladesch, meist noch mit einem Schriftzug wie „Merry X-Mas“ eingewebt, um ja nicht in Gefahr zu laufen, dass die Intention verkannt wird, was dies denn darstellen solle. Und von wegen Wolle, vielmehr Polyacrylstyromethcarbonat oder so, die so richtig auf der Haut kratzt. Da kann so eine Dornenkrone schon einmal bequemer sein. 

Beileibe ist das aber nicht das einzige Mode-Gadget, welches schon mehrfach von den Toten auferstanden ist. Der absolute Megaburner ist ein Haarreifen, auf dem ein Plüsch-Elchgeweih befestigt ist. Absolut stichsicher ist man unterwegs, wenn dieses Elchgeweih so wenig wie möglich wie ein Elchgeweih aussieht, sondern höchstens wie ein verkrüppeltes Rudiment dessen. Das Wort Rudiment hat übrigens nichts mit Rudi, dem Rentier zu tun. Aber wenn du so wie ich Elche und Rentiere durcheinander bringst, bist du auf der sicheren Seite.

Beim Fenster- und Außenschmuck vertraue auf die Kraft der Elektrizität. Deine Wohnung sollte so grell leuchten, sodass sie jedem Nimbus noch so erleuchteter Heilande potenziell die Show stiehlt. Setze in der Farbwahl der LED-Leuchten möglichst auf Variabilität und verzichte keinesfalls auf eine Relais-Schaltung. Es soll so auffällig blinken, dass sich die ganze Nachbarschaft mit Schaum vorm Mund am Boden wälzt und zuckt.

Zu guter Letzt darf der Weihnachtsbaum nicht fehlen. Du denkst jetzt bestimmt an so eine abgesägte Jungtanne aus dem Kiefernwald. Um stilistisch garantiert daneben zu greifen und zusätzlich dem Waldsterben entgegenzuwirken, hol dir lieber eine Attrappe aus Polyfluoridinmethylaminoethylenacrylatin-Harz, die kannst du dann auch nächstes Jahr wiederverwenden. Sie sollte auch so wenig wie möglich wie ein echter Tannenaum aussehen. Wenn die Nadeln möglichst dick sind und auch noch neongrün fluoriszieren, hast du alles richtig gemacht.

Wenn du diese Ratschäge befolgst, wirst du garantiert von der Geschmackspolizei gegeißelt und gekreuzigt werden, ehe der Hahn dreimal kräht. Ich wünsche dir schlechtes Gelingen.

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