Türchen 24 (von Marcel)

Der Neuanfang

Ich starre auf meinen Laptop. Der Punkt, an dem der Cursor in meinem Writer steht, blinkt unaufhörlich, fast schon anklagend. Mir fällt nichts ein. Was soll ich schreiben und worüber?! Während mir ein paar Ideen kommen und ich darüber nachgrüble, fällt mir auf, dass es für mich viel leichter ist, über meinen Schmerz oder meine Trauer zu schreiben, als über die Absenz davon. Ich frage mich, warum dem so ist und ob das der Grund ist, warum so viele Künstler:innen leiden? Ist die Schaffenskraft im Leid und Schmerz größer als im Glück; vielleicht ehrlicher, schonungsloser und selbstoffenbarender?

Ich überlege, etwas Lustiges zu schreiben oder zu machen, um euch und mich zu erheitern. Es fallen mir ein paar Sachen ein, aber dann zieht mich etwas zu meinem Anfangsgedanken zurück, er war zwar nur beiläufig, aber eigentlich möchte er mir etwas wichtiges mitteilen.

Es scheint mir gut zu gehen.

Es ist nicht so, dass es mich völlig überrascht, aber in diesem Moment wird es mir doch klar. Dieses Gefühl hatte ich eine ganze Weile nicht mehr.

Ich hatte natürlich viele wunderschöne Glücksmomente und tolle Erlebnisse, aber an eine stete ehrliche innere Ruhe fernab irgendeiner Getriebenheit oder vielleicht auch eines Schmerzes, daran kann ich mich, zumindest in dieser Form, nicht mehr wirklich erinnern.

Türchen 1 2021 ist erst ein Jahr her, aber emotional ist es ein ganzes Leben. Ich erinnere mich an die Trauer, den Schmerz und die Verzweiflung. Diese Gefühle sind immer noch ganz nah, aber gleichzeitig doch sehr fern. Sie sind jetzt ein Teil von mir und werden als Narben mein Leben lang sichtbar bleiben und mich daran erinnern. Und manchmal erfasst mich noch eine Melancholie oder ein kleiner Stich – wie z.B. heute am 24.12., wo ich vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben alleine zu Hause bin – aber diese Gefühle haben nicht mehr die Macht, mich zu erschüttern.

Ich bin erwachsen geworden. Ich hatte wahrscheinlich eh Glück im Leben, der Wahrheit erst so spät begegnen zu müssen. Vergänglichkeit, dieses furchterregende Monster und gleichzeitig Schöpferin aller Schönheit.

2022 war für mich das Jahr der Konsolidierung, ein Ankommen bei mir. Ich habe mich viel um mich selbst gekümmert, was dringend notwendig war, weil ich mich in den letzten Jahren so sträflich vernachlässigt habe. Nach meiner Trennung habe ich relativ schnell andere gedatet, wahrscheinlich um mein Selbstwertgefühl zu streicheln, aber ich habe dann herausgefunden, dass ich mich erst einmal selbst daten muss. Also habe ich Marcel nach rechts geswiped und mich neu kennen, aber vor allem lieben gelernt.

Ich habe den alten baufälligen Hof, der einst sehr schön war, abgetragen. Ich habe den zu lange unbehandelten Boden umgegraben und mit Liebe bestellt. Es wachsen erste Pflänzchen heraus. Sie sind bezaubernd. Und ich habe angefangen, ein neues Haus darauf zu bauen. Ich weiß jetzt viel besser, wie es aussehen soll und es wird viel stabiler sein als zuvor. Der Grundstein ist gelegt, erste Ziegel stehen schon, aber es wird länger dauern, bis es ganz fertig ist. Ich kenne noch nicht alle Details, aber ich sehe die Vision vor meine Augen und sie gefällt mir. Ihr seid herzlich eingeladen, mir dabei zu helfen und mich zu besuchen.

Noch ist die Zitrone nicht ausgepresst.
Der Funke springt freudig umher.
Der Kontakt ist noch aufrecht.

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Das war der Blogsinn Adventskalender 2022. Ich bedanke mich von ganzem Herzen bei allen Türchen für ihre Beiträge. Ich finde, es ist einfach was ganz besonderes, was wir hier gemeinsam machen. Und natürlich auch Danke an alle Leser:innen, ich hoffe, ihr seid genauso berührt gewesen, wie ich es auch dieses Jahr immer wieder war.

Frohe Feiertage und ein wunderschönes neues Jahr. Ich liebe euch.

Türchen 23 (von Kathrin)

Dieses Jahr habe ich begonnen, Laute zu lernen. Ich habe viel dabei gelernt, auch Schmerzhaftes (zum Beispiel über mein Handgelenk und seine Grenzen). Aber auch ein wenig Lautespielen. Vor allem aber habe ich gelernt, etwas zu tun, was ich nicht kann und obwohl ich es nicht kann. Das tun wir (also ich) ja nur noch ganz selten. Ich muss immer wieder feststellen, dass ich zu Tätigkeiten und Aufgaben tendiere, die ich kann. Lautespielen konnte ich überhaupt nicht und ich bin noch immer weit davon entfernt, Stücke so zu spielen, wie ich sie gerne spielen würde. Aber ich kann besser aushalten, dass ich das bin (so weit entfernt davon, es zu können). Vielleicht schaffe ich das ja auch bei anderen Dingen (sie trotzdem zu tun, obwohl ich es nicht kann).

„Maria durch ein Dornwald ging“ klingt so, als sei es für Renaissance-Laute geschrieben. Tatsächlich ist es aber ursprünglich ein Wallfahrtslied aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Eventuell geht es auf eine Melodie aus dem 16. Jahrhundert zurück, aber das stimmt vielleicht gar nicht. Heute wird es gerne in so mittelalterlich anmutenden Gewändern aufgeführt und als „uralt“ beschrieben. So ein wenig Fake-Renaissance halt. Schön ist es trotzdem.

Türchen 22 (von Katrin)

Ich hatte Großes vor dieses Jahr für den Adventkalender. Virtuoses. Wollte mir die letzten Tage Zeit dafür nehmen. Aber dann kam das Leben dazwischen; zuerst das eine Kind krank, dann mein Partner, dann das andere Kind und nun hat es auch mich erwischt. Und ich lieg darnieder, die Wohnung schaut aus, die Weihnachtsgeschenke sind noch nicht alle besorgt und ich pfeif aus dem letzten Loch. Und trotzdem bin ich irgendwie glücklich in diesem kompletten Chaos, obwohl ich Tonnen an Dingen zu tun hätte.
Und so übe ich mich darin, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind und freu mich darüber, dass meine 7-jährige Tochter heute wieder fieberfrei ist. Wir hören gemeinsam Santana, denn das macht gesund. „Die Musik ist so cool, weil man den Rhythmus so gut spürt!“ sagt sie. Und freut sich. Und ich freu mich auch. Und ich hüte mich vor Gefühlen und Gedanken Richtung Frust, Bedauern und Ungeduld, weil ich gelernt habe, dass das krank macht. Und ich weiß, sie wird heute mehr fernsehen, als ich normalerweise gut finde. Ich weiß, die Wohnung wird heute nicht mehr in den Zustand kommen, den ich am liebsten habe. Ich weiß, ich kann heute nicht mehr Klavier üben, an meiner Stimme arbeiten und mich in Musiktheorie vertiefen, wie ich es vorgehabt hatte. Aber ich bin trotzdem glücklich, weil irgendwie trotzdem alles gut ist. Weil ich weiß, dass am Abend mein Partner nach Hause kommt und vorher einkaufen war, weil mein 12-Jähriger von einem langen Schultag zurückkommt und er sich hier entspannen darf, sein darf. Weil wir zusammen sein werden, gemeinsam zu Abend essen, gemeinsam den Tag ausklingen lassen und die Kinder hoffentlich mit einem guten Gefühl einschlafen werden. Und dann werden wir uns vielleicht – wie so oft am Abend –  in die Augen schauen und ohne Worte im Blick des anderen lesen, was man sich selber denkt: dass wir das gut gemacht haben, gemeinsam. Und uns in den Arm nehmen.
Der Gedanke fühlt sich wohlig-warm an, da geht´s mir gleich ein bisschen besser.

Türchen 21 (von Erdoğan)

CHEMIE ODER ALCHEMIE?

Leute, die nach “Chemie” suchen, sind Liebeswissenschaftler, das heißt, sie sind an Aktion und Reaktion gewöhnt.

Menschen, die “Alchemie” finden, sind Künstler der Liebe, die ständig neue Arten des Liebens erschaffen.

Chemiker lieben aus Not.

Die Alchemisten nach Wahl.

Die Chemie stirbt mit der Zeit,

Alchemie wird durch die Zeit geboren …

Die Chemie liebt Verpackungen.

Alchemie genießt den Inhalt.

Chemie passiert.

Alchemie wird gebaut.

Alle suchen Chemie, nur manche finden Alchemie.

Chemie zieht männliche Chauvinisten und Feministen an und lenkt sie ab.

Alchemie integriert das männliche und weibliche Prinzip, weshalb sie zu einer Beziehung freier Individuen mit eigenen Flügeln wird und nicht zu einer Anziehungskraft, die den Launen des Egos unterliegt.

Alchemie bringt zusammen, was Chemie trennt.

Alchemie ist die wahre Ehe, Chemie die Scheidung, die wir jeden Tag bei den meisten Paaren sehen.

“Lasst uns anfangen, bewusste Beziehungen aufzubauen, denn die Chemie wird unseren Körper immer altern lassen, während die Alchemie uns immer von innen streicheln wird.”

Einen frohen Weihnachten und ein glückliches neues Jahr..

Türchen 20 (von Bernhard)

Das Jahr Null

Die Vorweihnachtszeit ist die Zeit, in der wir uns eine Kerze anzünden und an die Menschen denken, denen es schlechter geht als uns selbst. Denen die Vorsehung ein Schnippchen geschlagen hat, die vom Schicksal getroffen wurden oder vom Glück verfehlt. Es ist die Zeit, in der wir versuchen, mit diesen Menschen mitzufühlen. Wir zünden uns noch eine Kerze an, diese duftet besinnlich und lässt uns das innere Ich ergründen. Was können wir für diese Menschen tun? Schließlich wollen wir eine reine Seele in uns tragen und dafür bewundert werden. Wir zünden uns auch noch ein Räuchermännchen an, denn der Räucherkerzengeruch betört uns. Und lässt uns zu dem machen, was wir eigentlich sein wollen: Liebende Menschen. So wie Jesus, der uns dazu angehalten hat, die Botschaft der Liebe in alle Welt zu tragen, notfalls mit Nachdruck. Wir machen uns einen Amaretto auf, schütten ihn ins Glas und bestäuben die Oberfläche mit Zimt. Der picksüße Amaretto benetzt unsere Zunge und verklebt alle Geschmacksrezeptoren, außer jene natürlich, die nur für das Süße empfänglich sind. Und deswegen wollen wir zum zweiten oder schon dritten Glas Amaretto noch ein paar Vanillekipferl dazu. Und Pralinen mit Nougat und Marzipanfüllungen. Im einsetzenden Alkoholrausch und der drohenden Überzuckerung mischt sich allmählich Unbehagen in die nun vom Fichtenzweig-Aroma beherrschte Duftwolke, die den vom Kerzenflackern beseelten Raum eingenommen hat. Wir haben noch immer nichts dafür getan, bessere Menschen zu werden. Die, mit denen wir mitfühlen wollen, sitzen noch immer in der Kälte und in der Dunkelheit. Oder zumindest in der Kälte, denn an Beleuchtung fehlt es zur Zeit da draußen nicht. Warum liegen wir überhaupt hier, auf der Couch in dieser Wohlfühlecke, von der Schokoladeträgheit und dem rauschbedingten Nihilismus erschlagen? Statt zur inneren Mitte zu finden, wölbt sich die innere Mitte in Form von Unterbauchfett nach außen und hängt über die Lende wie ein Schurz.

Im letzten Aufbegehrungsversuch gegen die Fettleber kommen wir wieder zur Besinnung und zur Erkenntnis: Weihnachten ist schuld! Am unersättlichen Heißhunger auf süße Backwaren, an den geschmacksverirrten, blinkenden Lichterketten, am Tannengenozid, am Amaretto (und dass man sowas wirklich sauft), an der Weihnachtsdepression, an Weihnachts-CDs mit Panflöten-Arrangements, am häuslichen Streit bis hin zur Gewalt und der somnolenten Lethargie, wegen derer wir jetzt noch immer nichts für die Gebrannten dieser Erde getan haben. Lasst uns ein neues Leben beginnen und dieses Fest vergessen. Es ist das Jahr Null, die gesamte Zeitrechnung wird ab nun nicht länger an der Entbindung eines Neugeborenen ausgerichtet, sondern an der Abschaffung Ebendieser. Wir feiern dann den Jahrestag dieses wichtigen Schrittes, schmücken die Häuser und die Straßen und beleben den Handel. Dann zünden wir uns eine Kerze an und versuchen erneut, unsere Seele zu optimieren. Ob das nun die Situation bemitleidenswerter Menschen verbessert, vermag dieser esoterische Text nicht zu beantworten. Lediglich, wo sich die Zimtsterndose befindet: In Greifweite.

Türchen 19 (von Sebastian)

Ribiselschaumkuchen

Es gibt noch einen freien Platz auf der Terrasse, von dem aus man direkt auf den Fluss blicken kann. Dennoch nehmen die beiden an einem Tisch hinten im Café mit Fenstern in Richtung des Ortes Platz. 
Zu dieser Tageszeit scheint hier die Nachmittagssonne herein und tränkt den Raum in ein wohlig warmes Licht.
In gewohnter Manier bestellen sie zwei Ribiselschaumkuchen und zwei Melange.
Es folgt ein kurzer Moment, in dem beide durch die geschlossenen Lider stillschweigend die Sonnenstrahlen genießen. 
Dies ist der einzige Augenblick an diesem Tisch, in dem nicht geplaudert, gestikuliert oder gelacht wird.

In den nächsten beiden Stunden erinnern sie sich an gemeinsame Abenteuer in Asien und Ausflüge in das etwas weniger entfernte Burgenland, erzählen sich von ihren aktuellen Lieblingsbildern in der Gemäldegalerie und diskutieren gerade gelesenen Bücher.
Sie schütten sich auch ihr Herz über Wünsche, glückliche Momente, Schwierigkeiten und Sorgen aus.

Es genügt einen kleinen Auszug dieses Nachmittagsbesuches mitzuerleben um zu erkennen, welch schöne Freundschaft die beiden verbindet.

Nachdem sie die Rechnung beglichen und sich noch ausführlich mit der Wirtin unterhalten haben, verlassen die beiden nun das Lokal.

Wenig später erscheinen sie erneut auf der Bildfläche.
Diesmal treiben sie jedoch im Badekostüm mitten im Fluss. In der von beiden so geliebten Donau, in der sie schon so viele Kilometer gemeinsam geschwommen sind und die ihnen beiden jedes Mal so viel Kraft gibt.

Nach der Schiffstation gehen sie an Land und, im warmen Wind und der Abendsonne trocknend, sind sie erneut in ein vertrautes Gespräch vertieft.

So gehen Großmama und Enkel die Donaulände entlang.

Türchen 18 (von Carina)

Im Lichte der Zeit

Die Kleider der Bäume lassen verstehen –
die Jahre kommen, die Jahre vergehen …

Immer noch trage ich den Sommer in mir –
unter der Sonne im Gras, von der Donau noch nass –
gerade Standuppaddel entdeckt, und mich dann mit Kindern versteckt.

Wir haben zusammen gefeiert, gegrillt, gelacht und getanzt –
Glühwürmchen und Holzbienen gesehen –
gespürt wie wir und um die Erde drehen –
während wir auf Kometen warten –
wir haben draußen geschlafen in Zelten, und auch mal im Garten.

Doch um uns ist es jetzt bitterkalt –
vorbei ist das Bogenschießen im Wald.

Nicht mal die bunten Blätter sind mehr da –
die Tage vergehen plötzlich so schnell und es ist jetzt öfter dunkel als hell.
Das Jahr geht nun langsam zu Ende, und es wird bald Zeit für eine erneute Wende.

Doch mir kommt vor in uns leuchtet ein Licht –
für das brauchen wir die Sonne nicht.
Und mit uns leuchtet die Weihnachtszeit –
Und macht uns für etwas Schönes bereit.

Wird es um uns kalt, so kann es trotzdem warm in uns werden –
niemand ist alleine, wir sind gemeinsam hier auf Erden.

An den Kindern kann man es sehen –
wie schnell die Jahre vergehen.
In diesem Raum unendlich weit –
sind wir vielleicht selbst auch Zeit?

Ich wünsche euch eine schöne Winterzeit und hoffe, dass wir uns bald wieder sehen.
Mit ganz viel Liebe,
Carina

Türchen 17 (von Dani)

Es war ein volles, reiches, wunderbares Jahr – ein Jahr voller Leben.
Vieles hat mich geprüft, inspiriert, mich wachsen lassen oder war einfach nur schön. Ein Bild hat mich besonders bewegt und – gemeinsam mit dem vor kurzem erlebten Winterspaziergang mit anschließendem Fest bei Freundinnen und Freunden im Garten – zu unten stehendem Gedicht veranlasst. Das Gedicht habe ich vor einigen Tagen geschrieben und das Bild im Juni dieses Jahres auf der Biennale in Venedig aufgenommen.
Beides möchte ich nun mit Euch teilen.

Das Bild stammt von der spanischen surrealistischen Malerin Remedios Varo und trägt den Titel „La Mujer libélula“ („Die Libellenfrau“).

Und drei Sängerinnen, deren Lieder mir immer ein Lächeln auf die Lippen zaubern oder mich vor Ergriffenheit zum Weinen bringen, sind Joni Mitchell, Roberta Flack und Roberta Mameli.

https://www.youtube.com/watch?v=Pbn6a0AFfnM
https://www.youtube.com/watch?v=VqW-eO3jTVU
https://www.youtube.com/watch?v=BNhfMVmRAhk&list=OLAK5uy_mv4YbKMlwkyUJe28idrJqO544XXB0g6gA

Auch diese wunderbaren musikalischen Momente möchte ich mit Euch teilen.

Ich wünsche Euch noch eine (be-)sinnliche und schöne Adventzeit.

Anders als das Bild, hat mein Gedicht noch keinen Titel. Es ließ sich einfach noch kein passender finden. Ich bin für alle Vorschläge offen und dankbar. 😊

„Wir bewegen uns fast lautlos
auf dem bläulich schimmernden Schnee.
Vor uns fällt die Sonne
durch das Fraktal der Bäume,
und unter uns liegt,
in hypnotischer Stille,
der gläserne See.

Wir steigen vorsichtig den Weg hinab
und in den Wald hinein.
Verträumt lassen wir unsere Blicke wandern,
vorbei an schwerem Geäst
und über stummes Gestein.

Alles funkelt still
und bedeckt sich mit Weiß.
Nur im See ruht sanft eine Libellenlarve,
erstarrt unter der schweren Decke aus Eis.

Mit großen Augen blickt sie mich an
und fast hindurch,
durch jede Faser meines fragilen Wesens.

Stumm der Wald, der Boden, der See,
doch von fern – hinter dem kleinen Hain –
vernehmen wir schon Stimmen und fröhliches Sein

Wir gehen beschwingt und immer beschwingter
über den bläulich schimmernden Schnee.
Vor uns endlich das lodernde Feuer
und hinter uns der winterliche See.
Orangeroter Duft dringt aus der Küche im Haus.
Und im Feuer springen die Funken.
Sie fliehen in die dunkle Nacht hinaus
und über uns schüttelt Frau Holle
mit Inbrunst all ihre Decken aus.

Es flockt und fisselt und stobt und schneit,
wie noch nie zuvor in diesem Jahr.
Schneekristalle tanzen fröhlich und zerfließen
gefangen auf Kleidung und Haar.

Kälte, Glitzern und wohliger Rauch,
komm, sagst du,
im Feuer tanzen wilde Gestalten,
komm,
und wir tanzen auch.

Komm, sag ich,
tausend Gedanken drehen sich im Raum,
andere wandern über schneebedeckte Felder,
das Leben fließt aus
und verliert sich im Traum.

Knirschen, Funkeln und orphischer Rauch.
Im Feuer tanzen opake Gestalten,
komm, sagst du,
ich schließe die Augen
und gelbrot schillert mein Hauch.

Reden und Tanzen und Schweigen und Sein.
Fragmente des Tages flimmern im Schein.
Wir drehen uns
und drehen uns
und träumen uns in die Nacht hinein.

Ganz leise vernehmen wir
einen unirdischen Klang
und zwischen all den glitzernden Flocken
ein Flattern und Schwingen,
ein Surren und Schwirren.
Und in all diesen schönen Wirren
begegnet uns
ein Wesen,
elbhaft und klein.

Das flackert und funkelt
und tanzt überm Schnee
Ein Elfchen?
Eine Illusion?
Zu viel Wein?
Oh, sag ich,
es ist die Libelle vom See.

Aus der Metamorphose erwacht –
die Flügel an den schlanken Leib geschmiegt –
blickt sie mich an
und fast hindurch,
durch jede Faser meines fragilen Wesens.

Komm, sagt sie,
und packt mich sanft mit zartem Bein.
Sie schwingt sich hoch
und über dem bläulich schimmernden Schnee
drehen wir uns mit gläsernen Flügeln weit in den Himmel hinein.“

Türchen 16 (von Daniel)

Gibst du alles?

Ich habe vor kurzem Film einen Film gesehen mit dem Titel ” A beautiful Mind”. In der Hauptrolle Russell Crowe der John Nash spielt, ein paranoid schizophrenes Genie der einen Durchbruch in der regulierenden Dynamyik erwirkte und somit Adam Smiths jahrhundertealte Theorie umstieß. Die einen oder anderen kennen es aus der Spieltheorie nämlich das “Nash Equilibrium”. Was ich mitgenommen habe sind zwar mehrere Punkte aber ein besonderer befindet sich gegen Ende des Films. Nash spricht mit einem seiner Konkurrenten aus der Studienzeit in Princeton und dieser antwortete ihm mit:

“Es gewinnt keiner, John”.

Ein einfacher aber äußerst tiefgründiger Satz! Und so ist es auch, keiner gewinnt, keiner verliert. Wir stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Wir bekommen, wie bei einem Pokerspiel, zufällig die Karten ausgeteilt und sollten dieses Blatt spielen, so gut wir eben können.

Ist man in der dritten Welt zur Welt gekommen, so kann es sein, dass man von 1 Eur am Tag leben muss, den ganzen Tag schwer arbeitet, um Nahrung kaufen zu können und monatelang sparen muss, um ein altes Fahrrad dem Nachbarn abzukaufen, wodurch man in die Stadt fahren kann, um einem besser bezahlten Job nachzugehen. Ein anderer wächst als Sohn eines Wohlhabenden in einer Weltmetropole auf und darf sich zum 18. Geburtstag entscheiden ob es ein nagelneuer SUV oder doch ein Sportwagen sein darf. Womöglich bekommt er beides.

Zu denken der Millionärssohn wäre glücklicher und zufriedener hat weit gefehlt. Es geht nämlich um die Variablen, die man selbst beeinflussen kann.

Nur ein paar Beipiele:

Wie gehe ich mit schwierigen Situationen um? Beschneide ich mich und meine Werte ständig? Steh ich zu meinem Wort?

Habe ich alles gegeben?

Tja, habe ich wirklich alles gegeben? Kann man das überhaupt sagen oder bestimmen?

Ich meine doch! Wenn man alle seine Möglichkeiten, Ressourcen und Kapazitäten ausschöpft und an die Grenzen geht, ohne seiner Gesundheit zu schaden, dann kann man ja auch nicht mehr machen. Und solange man diesen Punkt immer wieder erreicht, kann man mit Überzeugung behaupten:

JA, ich habe alles gegeben!

Das Ergebnis wird relativ gesehen zweitrangig, absolut aber zu einer eigenen Messlatte für den nächsten Versuch.

Mit diesen Worten wünsche ich allen frohe Weihnachten und ambitionierte Ziele fürs neue Jahr! Mögen Eure Träume und Wünsche in Erfüllung gehen.

Türchen 15 (von Whum!)

Das ist dein Zeichen, heute etwas für dich zu tun!

Im Weihnachtsstress kann es schnell passieren, dass man sich selbst vergisst: Sei es durch die Last Minute Geschenkesuche oder die letzten Arbeitsdeadlines des Jahres, all das kann dazu führen, dass man selbst zu kurz kommt. Daher ist dieser Blogbeitrag deine Aufforderung etwas für dich zu machen. Und das kann ganz unterschiedlich aussehen. Du kannst dir zB eine Pediküre gönnen oder dem großen Nordbahnhofzeh eine Pediküre geben. 

Du kannst deine Zeit für dich füllen wie du möchtest, nur vergiss nicht auf dich zu achten. Auch in den stressigen Zeiten.. oder vielleicht gerade dann 🙂 

#Selflove #Whum!