Mit der Beschäftigung für den Blogsinn Adventskalender 2024 kam ich nicht umhin, wieder meinen eigenen Beitrag vom 24. Dezember letzten Jahres zu lesen. Zufälligerweise war gerade meine Freundin anwesend und sie bat mich, ihn ihr vorzulesen. Viele verschiedene Gefühle kamen beim Lesen hervor: Schmerz und Traurigkeit, weil ich noch genau weiß, wie es sich anfühlte, als ich ihn schrieb. Mein Wunsch nach romantischer Liebe. Und gleichzeitig so viel Dankbarkeit, nun einen Menschen an meiner Seite zu haben, welchen ich im damaligen Text beschrieben und mir erhofft habe. Es fühlte sich fast surreal an, ihr diesen Text vorzulesen, als würden zwei Momente gleichzeitig existieren. Jedenfalls flossen am Ende Tränen und sie nahm mich in den Arm. Angekommen.
In den folgenden Wochen bekam ich gleich von mehreren lieben Menschen in meinem Leben eine Nachricht, die auch nochmal meinen Text gelesen haben und gleiches wahrgenommen haben. Das Leben, wirklich immer wieder interessant und überraschend. Wie schnell sich Dinge im Leben ändern können, wissen wir alle – auch wenn wir es gerne mal verdrängen –, umso wichtiger ist es, anzunehmen, was ist und sich darüber zu freuen.
In der Nachbetrachtung meiner Lebensphase “Suchen & Finden” (sowohl mich selbst, als auch eine Partnerin) habe ich folgendes gelernt: Es braucht die Bereitschaft, sich immer die Offenheit zu bewahren, um Neues zu entdecken und zuzulassen. Offenheit im Herzen und im Geiste. Gleichzeitig habe ich die Zeit der Selbstfindung gebraucht, um überhaupt dahin zu gelangen, mich vorzubereiten, um offen zu sein. Ich wollte dann einen Menschen in mein Leben einladen, wenn ich eigentlich keinen Menschen in meinem Leben bräuchte, um glücklich zu sein. Klingt widersprüchlich, ist es aber nicht. Nur so konnte ich völlig auf Augenhöhe begegnen und meine Partnerin ehrlich so sehen und annehmen, wie sie ist. Ich habe aber auch gemerkt, dass ich diese Offenheit, so sehr ich auch dachte, ich hätte sie schon, eigentlich noch nicht hatte. Die Befürchtung vor schmerzlichen Erfahrungen hat verhindert, sie gänzlich zuzulassen. Erst im Laufe unserer Beziehung habe ich das herausgefunden, dass ich länger auf einer gewissen Distanz zu ihr war. Sie stand vor meinem Herzen, aber ich habe sie nicht eintreten lassen. Den Unterschied erkannte ich erst, als ich sie schlussendlich hinein gelassen habe; mich ganz eingelassen habe. Ich habe Macht für das Glück in meinem Leben abgegeben und fühle mich daher auch verletzlicher, aber gleichzeitig fühle ich mich auch geschützter, freier und noch näher bei mir. Ich spüre große Dankbarkeit für ihre Liebe und Annahme, welche mich als Mensch wachsen lässt.
Ein Jahr später: Ich bin in einer sehr glücklichen romantischen Beziehung (heute übrigens exakt unser Zehnmonatiges!). Ich bin dankbar für Sie und die neuen Erfahrungen, die ich erleben darf. Diese bleiben mir für immer, egal was ich nächstes Jahr hier an dieser Stelle schreiben werde.
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DANKE an alle Teilnehmenden und Leser:innen. Wie jedes Jahr, bin ich auch dieses Mal wieder tief gerührt und berührt von euren Beiträgen gewesen. Ich danke euch von ganzem Herzen für das Mitmachen und Teilen. Frohe Festtage und einen guten Rutsch. Euer Marcel.
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Nun möchte ich den Blogsinn Adventskalender 2024 mit einem Gedicht schließen:
Karl traf Emma im Herzen, Emma ging runter in Schmerzen, ihr war nicht zu Scherzen aufgelegt und bei der Liebe sollten wir ohnehin nicht hetzen. Würden wir uns mal hinsetzen und unser Hirn kurz aussetzen, so könnten wir unsere Wünsche spüren, wohin sie uns führen und nicht nur auf Impulse setzen und zu unseren König:innen küren. Emma, immer noch liegend, sah zu Karl hinauf und stand langsam wieder auf, er nahm sie an der Hand und half ihr rauf. Hier so direkt vor ihm, konnte sie ihn sehen, sein wehen, sein zehren nach ihrem gemeinsamen Bestehen. Aus seinen Augen flossen unablässig Tränen, in ihren lagen Schmerz, Zuversicht und Begehren. Er stand nackt vor ihr, ob wortwörtlich oder übertragen, lassen wir die Fantasie dir ins Ohr sagen. Jedenfalls, noch immer Hand in Hand voreinander stehend, versuchten Karl und Emma zu erkennen, was sie noch nicht von sich selber kennen oder wovon sie schon ihr ganzes Leben lang davon rennen. Mit großem Mut legte Emma ihre Hand vorsichtig auf Karls anschmiegsame Wange, seine ist wirklich keine von der Stange. Sie streichelte ihn langsam, beugte sich vor und flüsterte ihm folgendes ins Ohr: „Lass uns gemeinsam das Leben bereisen“. Karl blickte sie mit so viel Glück und Herzlichkeit an, das selbst Emma sich jetzt nicht mehr halten kann. Sie zieht Karl an sich und küsst ihn mit Anmut und Verlangen, dann ziehen sie von dannen.
Irgendwann werden sich die beiden wieder fangen, bis dahin bleiben sie in diesem Moment gefangen. Doch ihr müsst jetzt nicht Bangen, gefangen sein in der Liebe in eine Form der Freiheit und braucht nur selten unser Beileid. Aber das müssen Emma und Karl alleine herausfinden, wir wollen uns jedenfalls nicht länger an sie binden. Lassen wir sie in ihren privaten Sphären und schreiben unsere eigene Geschichte und manchmal auch schöne oder sinnlose Gedichte, um unsere Liebsten zu ehren.




