Türchen 14 (von Richard)

Die Bitte ist, etwas Persönliches zu schreiben. Also gut, was Persönliches. Ich weiß aber nicht, ob es eine Geschichte ergibt, oder einen Zusammenhang mit irgendwas, oder letztlich überhaupt einen Sinn. Aber ich will schreiben, ich will, weil ich schreibe, denken, nachdenken. Möglicherweise bleiben nur ein paar Fragen übrig.

Heuer ist der Bruder einer Freundin gestorben. Einfach so. M war etwas jünger als ich, stand mitten im Leben, lebte gesund, achtete auf sich. Nichts deutete darauf hin, dass er bald sterben muss. Er hat sich Abends hingelegt und ist nicht mehr aufgewacht. Nicht einmal eine Obduktion konnte klären, woran er gestorben ist, einfach so. Auch das passiert.

M hatte eine tolle Beziehung zu seiner Schwester, sie haben nebeneinander gewohnt, sie hat ihn auch gefunden. Sie haben immer viel Zeit miteinander verbracht, ihre Leben miteinander gelebt. Deshalb habe auch ich M hin und wieder gesehen, ihn kennenlernen dürfen. Ein lebenslustiger Mensch, sehr schlau, humorvoll, begabt. Ich kannte ihn nicht besonders gut, aber er war ein Mensch, bei dem man sich wünschte, dass man ihn näher kennenlernen würde. Das geht nicht mehr, denn M ist gestorben, im August.

Der Tod von M hat mich beschäftigt, zunächst vor allem, weil seine Schwester leidet. Wir, die Freund:innen von ihr, haben versucht Trost zu spenden. Was lässt sich angesichts der Absurdität des Todes und vor allem dieses Todes sagen? Wie lässt sich Trost finden, Frieden finden, angesichts der großen Leere, der Lücke, der Dunkelheit, die der Tod hinterlässt? Wir haben versucht für sie da zu sein, aber was heißt das – die Lücke bleibt.

Natürlich habe ich auch nachgedacht, über den Tod von M. Über das Rätsel, das mir und uns der Tod von M aufgibt. Die eigene Endlichkeit, die Endlichkeit des Lebens, aber auch die Endlichkeit der eigenen Wirksamkeit. So viele Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Auch wann wir gehen müssen, oder unsere Liebsten. Die Aufgabe besteht darin der Endlichkeit wach ins Auge zu sehen und nicht daran zu verzweifeln. Beides ist eine Aufgabe.

M ist zu früh gestorben. Es ist nicht in Ordnung, dass jemand stirbt, ohne ersichtlichen Grund (also etwa risikoreiches Verhalten), so jung. Das Vertrauen, dass es da irgendeine Art von Fairness gibt, ist ausgehöhlt. Wahrscheinlich ist M der erste meiner näheren oder ferneren Bekannten, die verstorben ist. Jemand, der jünger ist als ich. M’s Tod hat Bedeutung für sich, und als Verweis auf etwas anderes. Bedeutung für sich hat sein Tod, weil M fehlen wird, weil er in unserem kleinen Freundeskreis immer eine Lücke hinterlassen wird, weil er seiner Schwester und damit immer fehlen wird. Und er ist ein Verweis auf anderes, auch die eigene Endlichkeit und die Endlichkeit von allem, die ohnedies niemand begreifen wird können. Kann man? Und natürlich ist der Verweis auf die Endlichkeit nicht nur ein Verweis auf den Endpunkt, sondern vielmehr auf die Zeit, die es bis dahin noch geben mag. Und diese Zeit gewinnt an Bedeutung, die Zeit ist das einzige, was wir haben. Und damit natürlich sofort die Frage, was macht man mit dieser Zeit?

Sich um Dinge zu kümmern, zu bekümmern, die man nicht verändern kann, ist ein bisschen vergeudete Liebesmühe. Vielleicht sollte der Fokus auf die Dinge gerichtet sein, die für uns veränderbar sind, die wir ändern können. Auf uns, unsere Beziehungen, auf unser Sein in dieser Welt. Der Tod ist das Problem der Lebenden, ist der einzige Trost, dem man sich schenken kann. Der Tod ist das Problem von uns, nicht von M.

Ich habe die Einladung zu schreiben und damit nachzudenken dankbar angenommen. Ich wünsche Euch allen Schöne Feiertage, wunderbare und besinnliche Rauhnächte und alles Glück der Welt im neuen Jahr!

Türchen 13 (von Kathrin)

Dieser Adventskalender ist ein schöner Ort, wo Menschen über Ihr vergangenes Jahr reflektieren und die eine oder andere Einsicht, Erkenntnis und (wir werden alle älter) Lebensweisheit teilen. Mir fällt dabei auf, dass ich, je älter ich werde, desto weniger weiß (also darüber, wie das gute Leben geht oder auch nur gehen könnte). Wenn ich etwas sagen müsste darüber, dann vielleicht noch am ehesten, dass für mich zu einem sinnvollen und guten Leben essentiell gehört, sinnlose (das heißt eigentlich: zweckfreie Dinge) zu tun. Und dass „Kunst“ (Musik miteingeschlossen) machen zu den schönsten zweckfreien Dingen gehört, wobei Kunst hier nicht von Können kommt, sondern einfach eine Möglichkeit darstellt, eigene Gedanken, Ideen und Gefühle auszudrücken.

Als Marcel mir schrieb, dass nur noch wenige Türchen zu haben seien und darunter dann gerade der 13. war, war das ein bisschen wie ein Zeichen, ein Projekt anzupacken, das mich schon eine Weile beschäftigt: das Lucia-Projekt. Was über Lucia gesagt und geschrieben wurde, die heute Namenstag hat, könnt Ihr im Internet nachlesen, damit mag ich Euch jetzt nicht langweilen. Was mich an der Lucia-Legende interessiert hat, war zum einen, dass sie ähnlich wie andere weibliche Heilige vor allem über Attribute wie Jungfräulichkeit und Reinheit beschrieben wird, und zum anderen, dass es sich beim Luciafest, das sich heute in Schweden so großer Beliebtheit erfreut, im Grunde um eine Erfindung oder doch zumindest eine Wiedererfindung eines Bauernhausmuseums zu Beginn des 20. Jahrhunderts handelt. Was uns erscheint wie Traditionspflege, ist somit eigentlich Traditionsbildung. Dabei trägt ein möglichst blondes, möglichst langhaariges Mädchen die Lucia-Krone. Und ich habe mich gefragt, was passiert, wenn es nicht blonde („reine“, „jungfräuliche“) Mädchen sind, die diese Krone tragen, sondern Männer verschiedenen Alters, verschiedenen Aussehens und verschiedener Statur. Was macht das mit all unseren Lucia-Assoziationen? Und mit unseren Bildern von Mannsein und Männlichkeit?

Luzia 1
Luzia 2
Luzia 3
Luzia 4
Luzia 5

Ich hatte nicht gedacht, dass sich so kurzfristig doch einige Männer bereit erklären würden, hier mitzumachen, vielen Dank Gerhard, Bernhard, Stefan, Mathias und Florian. Und das Projekt ist nicht zu Ende. Männer, wenn Ihr mitmachen wollt, meldet Euch doch gerne bei mir!

Türchen 12 (von Elena)

Letztes Jahr schrieb ich von einem Ende, von dem wie es war auf die Nase zu fallen. Dieses Jahr möchte ich von dem Zauber des Anfangs berichten und welche „Zauberformel“ ich dafür entdeckt habe.

Für diejenigen, die es kurz und knapp wollen. Ich bin der Stimme in meinem Herzen gefolgt, die schon seit einigen Jahren quengelte und lebe jetzt in einem spirituellen Zentrum in Graz und darüber hinaus hat mich auch ein Mann gefunden, mit dem ich jetzt diesen gemeinsamen Herzensweg gehen kann. War 2024 leicht? Nein. Hatte ich viel Angst? Auf jeden Fall. Hat es sich gelohnt? Ja!

Für diejenigen, die sich für größere Lebenswandel und die Anfangs-Zauberformel interessieren, mach ich mich noch ein bisschen nackig.

Seit sicher ca. 10 Jahren spüre ich den Ruf meines Herzens stärker werden. Hin zu einem anderen Leben. Zu einem Leben mit mehr Natur und im Einklang mit meinem doch sehr spirituellem Charakter. Ich versuchte lange ein konventionelles Leben zu führen, das einfach nicht ganz mir entsprach und schon gar nicht in der Umgebung einer Stadt Platz hatte. Doch der Sog meines Herzens wurde immer stärker, mein Leben in Wien bröselte langsam dahin und alles, was diesem Sog entgegenstand musste gehen. Kennst du das auch? Ich denke es gibt eine Schwelle, wenn wir uns der Richtung und des Ziels schon sehr wohl bewusst sind, aber noch nicht genug Mut haben ihn zu gehen – dann hilft das Leben irgendwann nach und das muss nicht unbedingt angenehm sein.

Im Frühling 2024 machte ich endlich den Absprung, hinein in eine neue Lebenswelt, nach Graz. Ich habe jedes Fünkchen Mut zusammengekratzt, denn es war nicht irgendein Umzug, sondern DER Umzug, den ich schon so lange herbeigesehnt hatte. Hier im Babajihaus Graz mache ich, seit meinem 18ten Lebensalter, tiefschürfende spirituelle und herzöffnende Erfahrungen. Wer den Film „Sommer in Orange“ kennt, bekommt einen kleinen, übersteigerten Eindruck meines aktuellen Lebens. Das, was für viele Menschen schräg, esoterisch oder undenkbar ist begleitet mich schon mein Leben lang und gehört für mich zu meiner Normalität. Mit meinen Erlebnissen zwischen 12 und 36 Jahren könnte ich wahrscheinlich ein sehr trippiges bzw. bewusstseinserweiterndes Buch füllen. Abgesehen von dem spirituellen Aspekt gibt es hier auch einen riesigen Garten, der gepflegt werden will/muss und eine 76jährige Frau, der ich viel in meinem Leben zu verdanken habe und nun etwas zurückgebe.

Tatsächlich habe ich wegen meiner spirituellen Gesinnung öfters in meinem Leben damit geliebäugelt es als Nonne zu probieren, aber ich habe es nicht so mit dem Zölibat und mit eingeschränkten Religionen auch nicht. Außerdem gehört zu diesem Herzensweg auch noch etwas Essentielles bzw. ein Jemand dazu. Das ist der weitere Anfangszauber in diesem Jahr.  Ein Mann hat mich gefunden und ich habe mich ihm geöffnet, immer wieder, bis mein Herz wieder offen war. Was nach den vorangegangenen Verletzungen aus 2023 Mut erforderte, doch dieser Mensch lässt mich in meinem Mut wachsen. Ein Mensch, von dem ich nicht geglaubt habe, dass es ihn so geben würde. Nicht perfekt, aber einfach genau richtig für mich. Eine schöne Überraschung des Lebens.

An alle verletzten Herzen da draußen, spürst du jetzt Hoffnung oder eher Bitterkeit? Ich hoffe Ersteres! Wenn ich dir etwas mitgeben darf, dann dass Mut und das Vertrauen ins Leben und dich selbst unabdingbar miteinander verbunden sind. Mut ist bekanntlich nicht die Abwesenheit von Angst und der Lohn Entscheidungen zu treffen, die mich zunächst erbeben lassen und dennoch in Hingabe ins Ungewisse zu springen, um dann von etwas Größerem aufgefangen zu werden, zählt zu den schönsten Erfahrungen im Leben, die ich immer wieder machen darf. Somit ist die Zauberformel für einen gelingenden Anfang = Mut+Hirnschmalz+Vertrauen+EStun+Ruhepausen

Türchen 11 (von Sebastian)

Am frühen Nachmittag des Welttages der Berge

Der Himmel kündigt in einem zarten, blassen Blau einen wunderbaren Tag an, welchen ich gebührend mit einem Besuch des Lieblingsberges meiner Großmutter begehen möchte.
Von meinem Büro aus sehe ich ihn an vielen Tagen in der Ferne ruhig und einladend liegen und heute, am Welttag der Berge, scheint es mir nichts passenderes zu geben als an der eisig frischen Luft die malerische Erhebung zu erklimmen.

Um neben der Kälte, den Bergen und der Erinnerung an meine Großmutter den Tag mit Weiterem zu erfüllen, was mir Freude bereitet, entschließe ich mich, einen kleinen Umweg über den vierten Bezirk zu fahren.

Die blitzblaue Markise ist beim Einbiegen in die Gasse sogleich zu erkennen und bevor man das kleine Geschäfts noch betreten hat, umhüllt einen der Geruch von Schokolade.

Mit dem gewohnt bezaubernden Lächeln werde ich begrüßt und erwische mich sogleich wieder bei dem Gedanken, dass sich wohl mein Verlangen nach Schokolade in den vergangenen Monaten nicht derart gesteigert haben kann und es wohl andere Gründe gibt warum ich jede Woche hier erscheine um gerade nur so viele Tafeln Schokolade und raffinierte Pralinen zu kaufen, dass ich bestimmt nächste Woche wiederkomme.

Die heutige Ausbeute verstaue ich in meinem Rucksack und mache mich, fröhlich vor mich hinpfeifend auf den Weg zum Schneeberg.
Auf dem Parkplatz treffe ich erfreulich wenige Autos an und es liegt die Vermutung einer ruhigen Wanderung nahe.

Die durch die Anstrengung entstehende Hitze im Körper und die Kälte, die sich unter das Hemd schmiegt, halten sich im Gleichgewicht.

Die Beine scheinen über diesen Ausflug sehr erfreut zu sein und leisten besonders gute Dienste. Die Gruppe älterer Damen, die mich überholt, schmälert das Vergnügen in keinster Weise. Auf ihren Jacken, Hauben und Rucksäcken sind allerlei alpinistische Abzeichen zu sehen, wodurch sie sofort als geübte Bergsteigerinnen zu erkennen sind.
Der Gedanke, was sich das Grüppchen bei meinem Anblick denkt, bringt mir ein Schmunzeln ins Gesicht.
Einzig die Bergschuhe verraten, dass ich nicht im Büro falsch abgebogen bin und mich plötzlich auf einem Berg wiederfinde.
Kurz darauf erreiche ich das Gipfelkreuz und suche mir anschließend ein ruhiges Plätzchen, wo die Latschen noch nicht ganz vom Schnee bedeckt sind und ich mich mit herrlicher Aussicht, einem Jausenbrot und einem Stück famoser Schokolade stärken kann.

Um abzuschätzen, wann ich mich wohl zu Hause in Wien in die wohlverdiente heiße Badewanne legen kann, werfe ich einen Blick auf die Uhr.

In diesem Moment kehrt sogleich das Schmunzeln vom Aufstieg zurück und entwickelt sich zu einem voll ausgewachsenen Grinser.

11.12. 13:14
Ich denke an einen bestimmten Freund, dem diese Zahlenfolge sicherlich große Freude bereitet!

Dies löst aus, dass mir gleich ganz viele weitere wunderbare Menschen einfallen, die mich in meinem Leben umgeben und fühle mich in diesem Moment sehr geliebt, selbst wenn ich gerade ganz alleine auf einem eisigen Berg sitze.

Türchen 10 (von Jörg)

Du bist

Du bist die Sonne
Die alles andere erhellt
Bevor du einst versinkst

Du bist die Blumen
Die ein ganzes Tal beduften
Bevor du einst verwelkst

Du bist das Wasser
Das quirlt und belebt
Bevor du einst versickerst

Du bist der Sternenhimmel
Der nachts die Richtung weist
Bevor du einst verdunkelst

Du bist der Zauberwald
In dem Tiere und Elfen singen
Bevor du einst verklingst

Du bist die Luft
Die allen Atem füllt und erhält
Bevor du einst verdünnst

Du bist der Mond
Der alle Formen zeigen kann
Bevor du einst verschwindest

Du bist das Weizenfeld
Das ganze Sippen ernährt
Bevor du einst verdorrst

Du bist die Erde
Aus der man feste Häuser brennt
Bevor du einst verwehst

Du bist das Universum
Das in sich alles birgt
Bevor du einst vergehst

Du bist der Bergesgipfel
Den jeder Wanderer erstrebt
Bevor du einst vernebelst

Du bist das Feuer
Das die Herzen erwärmt
Bevor du einst verlischst

Du bist der Weltengrund
Aus dem alles Schöne quillt
Bevor du einst versiegst

Du bist der Tau
Der warm auf unsere Lippen fällt
Bevor du einst vereist

Du bist die Liebe
Die aus sich Liebe gebiert
Bevor du einst verloren gehst

Du bist
Was du bist
Jetzt

Türchen 8 (von Iris)

It’s December again, almost the year 2024 has ended and a new year will begin. December is every year the time when the daylight hours are few, the weather is mostly cold, or wet, or both, so there are not many outdoor activities. Instead I look for activities that I can do indoors. Usually getting rid of some clutter in my work room is part of this.

This year I was sorting out a pile of papers that came from a never opened box from moving over 10 years ago. The box itself had been moved around many times in those 10 years, but since we didn’t miss any of the contents it just sat there. And this year I decided to sort it out.

I found a nice letter from my dad with a text that he loved and wanted to share with me. My father died about 15 years ago. Yet after reading the letter I felt I was receiving a message from beyond the grave. The text is from the book ‘a Path with Heart’ by Jack Kornfield (1993). The text moved me and that’s why I want to share it here with all of you.

“There is a tribe in east Africa in which the art of true intimacy is fostered even before birth. In this tribe, the birth date of a child is not counted from the day of its physical birth nor even the day of conception, as in other village cultures. For this tribe the birth date comes the first time the child is a thought in its mother’s mind. Aware of her intention to conceive a child with a particular father, the mother then goes off to sit alone under a tree.

There she sits and listens until she can hear the song of the child that she hopes to conceive. Once she has heard it, she returns to her village and teaches it to the father so they can sing it together as they make love, inviting the child to join them. After the child is conceived, she sings it to the baby in her womb. Then she teaches it to the old women and midwives of the village, so that throughout the labor and at the miraculous moment of birth itself, the child is greeted with its song.

After the birth all the villagers learn the song of their new member and sing it to the child when it falls or hurts itself. It is sung in times of triumph, or in rituals and initiations. This song becomes a part of the marriage ceremony when the child is grown, and at the end of live, his or her loved ones will gather around the deathbed and sing this song for the last time. “

Türchen 7 (von Somi)

Glimmer ✨

Dieses Jahr habe ich durch ein zufälliges Instagram-Posting ein neues Konzept entdeckt: Glimmer!

Sie sind das Gegenteil von Trigger. Sie sollen das Nervensystem stimulieren und Momente der Ruhe, Entspannung und Freude bringen. Eigentlich ist das ja nichts Neues, doch der Begriff und die bewusste, tägliche Suche danach haben mich motiviert.
Glimmer können gute Gespräche, ein tolles Essen, ein kuscheliger Pullover sein – oder auch Eindrücke, die man beim Reisen oder bei seinen alltäglichen Wegen gewinnt.

Das Besondere am Reisen ist für mich, dass es immer wieder schöne Momente schenkt, die auch lange nach der Reise nachwirken.

Ein Bild, eine Erinnerung, ein Gefühl – all das kann einen Glimmer-Moment wieder lebendig machen, selbst wenn er längst vergangen ist. Einige dieser Erinnerungen möchte ich hier mit euch teilen.

Schönen Advent und immer viele Glimmer✨

Salzburg
Hasen an der Donau
Gänsehäufel
Hafen von Corfu
Padua
Kellergasse in Tschechien
Prater im Winter

Türchen 6 (von Bernhard)

Die Bemalung der Kühe

Der gegenwärtig vorliegende Text behandelt einen denkwürdigen Sachverhalt, der fortan untrennbar mit dem Weihnachtsfest verbunden sein wird. Akteur dieses Sachverhalts ist ein mittlerweile verstorbener, alleinstehender Mann mittleren Alters, der auch kaum Freunde hatte. Warum sich der Mann sozial so schwer tat, mochte wohl an seinen auffälligen Zwangsstörungen liegen. Am vordergründigsten war sein Zwang, Flecken zu reinigen. Wann immer er irgendwo einen Fleck bemerkte, auch wenn dieser sich auf fremdem Eigentum befand, kam er nicht umhin, diesen unbedingt wegputzen zu wollen. Und sofern sich dieser nicht entfernen ließ, konnte er nicht anders, als diesen übermalen zu wollen.

Eines Tages – es sei dazu gesagt, dass dieser Mann am Land lebte – kam er an einem Stall vorbei, blickte durch das Stallfenster und entdeckte im Inneren Fleckvieh. So eilte er schnell zum nächsten Farbenfachgeschäft und besorgte sich mehrere Eimer Lack und dazu einen großzügigen Pinsel. Er brach in den Stall ein und begann Rind um Rind vollständig mit seiner Farbe zu übermalen. Die Farbe bekam dem armen Vieh allerdings nicht gut und es verendete innerhalb weniger Stunden qualvoll. Damit aber nicht genug, denn die Erkenntnis, dass es landesweit viele Ställe gibt, in denen Kühe mit fleckigem Fell existieren, ließen den Mann von nun an nicht mehr ruhig schlafen. Er wurde zum Serientäter, stieg in viele Ställe ein und übermalte das dortige Rind, welches letztlich immer starb.

Schnell erlangte der Fall Berühmtheit, denn die Polizei begann immer großflächiger, wenn auch ohne jeden Erfolg, nach dem Kuhbemaler zu fahnden und so bekamen auch bald die Medien, insbesondere der Boulevard, Wind davon und es gab bald keine bunte Titelseite mehr, in der nicht mit neuen Superlativen von dem unbekannten Täter berichtet wurde, der massenweise Kühe mit seiner Farbe massakrierte. Irgendwann wurde auch die experimentelle Kunstszene auf den Fall des Kuhbemalers aufmerksam. Und während sich der gemeine Volkszorn immer ausufernder mit der Frage beschäftigte, welche brutale Lynchjustizmaßnahme wohl die geeignetste für diesen perversen Tierquäler wäre, begann die experimentelle Kunstszene Verständnis für den Mann zu entwickeln. Sie entdeckten in seinem Vorgehen einen stillen Protest gegen provinzielle Engstirnigkeit und gegen landwirtschaftliche Methoden. Also gab es schnell Nachahmer. In immer mehr Ställe brachen immer mehr experimentelle Kunstschaffende ein und übermalten immer mehr Kühe. Das Problem artete immer mehr aus, immer mehr Kühe erlagen der aufgetragenen Farbe. Nicht nur die Bauern traf dieses Phänomen hart, die gesamte Rindfleisch- und Milchprodukteinsdustrie erfuhr eklatante Einbußen aufgrund von Lieferschwierigkeiten. An den Aktienmärkten brachen die Kurse ein und in weiterer Folge schlitterte die gesamte Volkswirtschaft in eine Rezession.

Im Windschatten der dem Herdentrieb unterlegenen experimentellen Kunstszene, die allen Widrigkeiten zum Trotz weiter Kühe bemalte, ging auch der Initiator des besagten Unterfangens weiter seinen Übermalungsgelüsten nach. Er bewegte sich in so vielen Ställen wie kein anderer. In den Niederungen der darbenden Viehwirtschaft machten sich bald Tierkrankheiten breit, die sich auch auf Menschen übertragen können. Und so kam es, dass sich jener Mann mit einer Krankheit infizierte, die grobe Flecken auf der Haut verursacht. Es war gerade Weihnachten, als der Mann wieder in einen Viehzuchtbetrieb eingestiegen war und dort gerade zufällig Flecken auf seiner eigenen Haut entdeckte. Noch im Stall übermalte der Mann mit jener Farbe, mit der er eigentlich die Kühe bemalen wollte, seine gesamte Haut, vom Stirnansatz bis zu den Zehen. Die Farbe verklebte alle seine Poren und er verstarb noch bevor er den Stall verlassen konnte. Der Mann wurde schließlich am nächsten Morgen aufgefunden und als der initiale Kuhbemaler identifiziert. Sein Tod wurde vom gemeinen Volk frenetisch bejubelt, während die experimentelle Kunstszene nun endlich ein Gesicht und eine Namen zu jener Kunstform erfuhr, das diese nun schon seit Jahren fasziniert.

Die Umtriebe der kunstaffinen Kuhbemaler gingen ungehindert weiter, kaum ein Stall blieb verschont und je härter die Politik dagegen vorgehen wollte, desto populärer wurden Kuhbemalungen. Eines Tages aber wendete sich das Blatt zum Guten. Ein Forschungslabor entwickelte eine neue Farbe, die auf keinste Weise mehr die Gesundheit von Kühen beeinträchtigte, auch wenn sie noch so dick und flächendeckend auf ihr Fell aufgetragen wird. Auf dieser Grundlage wurde das Kuhbemalen schließlich legal. Kuhbemaler konnten von nun an ihrer Tätigkeit nachgehen, ohne dass deswegen Tiere sterben mussten. Die kommerzielle Rindwirtschaft erholte sich schnell, die dezimierten Viehbestände wuchsen wieder an und die Bauern, deren Existenz bis vor kurzem noch am Rande des Abgrundes stand, fanden neben der wiedererlangten Lebensgrundlage auch noch ein weiteres Geschäftsfeld. Sie konnten an Kunstschaffende Bemalungsflächen vermieten, selbstverständlich ist damit das Fell ihrer Kühe gemeint. Ein Angebot, das die experimentelle Kunstszene gerne nutzte. Neben der Landwirtschaft erblühte auch der Kunstmarkt. Für satte Erlöse wurden dort bemalte Kühe versteigert. Das bemalte Rind wurde ins Auktionshaus hereingeführt und von Kunstsammlern für Rekorderlöse erschwungen.

Und jedes Jahr zu Weihnachten wird jenem Mann gedacht, der diese wundervolle Möglichkeit, sich künstlerisch Ausdruck zu verschaffen, ins Leben gerufen hat. Tausende pilgern am 24. Dezember zu jenem nächtlichen Stall, in welchem sich der Kuhbemaler zu seiner letzten Bemalung begab. Die Geschichte des Kuhbemalers und seiner Gefolgschaft ist aus der Weihnachtszeit längst nicht mehr wegzudenken. Mögen die Zeiten auch noch so bewegt und schwierig sein, die Kunde vom Kuhbemaler, der unbeirrt seines Weges ging, spendet in der dunkelsten Zeit des Jahres allen Menschen heute noch Hoffnung.

Türchen 5 (von Christina)

Beneath the surface, silent and deep,
Where shadows linger and secrets sleep,
The inner demon stirs, takes shape,
A phantom forged from fear’s dark cape.

It whispers softly, sharp and cold,
Recounting tales of the lies we’re told,
“You are not enough,” it hisses clear,
A voice of doubt, a well of fear.

In mirrored pools of past regret,
Criticism strikes, we can’t forget.
Each wound, a scar, each scar, a chain,
Binding the soul to its silent pain.

Yet here within this shadowed land,
A chance awaits, a guiding hand.
To face the darkness, embrace the ache,
To see the monster as the soul’s remake.

For fear is but a fragile guise,
A mirror reflecting the truths it belies.
And demons fade when the light is shown,
Their power falters when they’re known.

So enter boldly, with courage strong,
The place where fears and truths belong.
For in the dark, the light is found,
And freedom blooms on shadowed ground.