Türchen 23 (von Laurentius)

Samstag 23.12.23

Was für ein schönes Datum der Tag vor dem großen Sonnentag diesmal nicht hat.
Der Tag vor dem Ziel der Adventszeit, wo wir die Rückkehr des Lichts feiern – und das mit möglichst vielen analogen Symbolen: Kunstvolle Beleuchtung auf den Straßen, Licht in den Stuben, Kerzenschein auf den Bäumen, Strahlen in den Herzen, Fülle auch beim Schenken und auf den sich feierlich biegenden Tischen …

Wir feiern diesen Moment der Sonnwende so groß, weil es ohne Licht am Himmel und in den Herzen kein Leben gäbe und der Mensch einst wohl nur überlebte, wenn er kooperierte, seine knapp werdende Ernte des vergangenen Sommers teilte und sich kuschelig gegenseitig wärmte, wie es viele Tiere heut noch tun, wie Pinguine zum Beispiel, Bienen, Marienkäfer und so manches Mäuslein…

An Orten des überfließenden Wohlstandes, wo man das ganze Jahr rund um die Uhr so viel Licht, Wärme und Nahrung haben kann, wie man nur möchte, ist die Vorweihnachtszeit aber oft nur deswegen so dunkel, weil man sich im gewohnten Getriebe keine Pause zu gönnen schafft und zudem auch noch ganz viel für das Fest vorbereiten, einkaufen und einpacken sollte, bis so mancher Tag zur Nacht wird und so manches Herz nicht mehr schafft zu strahlen.

Bei uns zuhause gab es jedes Jahr direkt vor Heiligabend einen Riesenstreit, weil es meiner Mutter alles zu viel wurde, was sie sich für dieses Fest, scheinbar uns Kindern zu Liebe, alles vorstellte.
Oft fragte ich, ob wir nicht auch mal ohne Christbaummord, Geschenkewahnsinn, Hausputzstress und Küchenkollaps, einfach nur mit Kerzen, Thermoskannen und Kletzenbrot zu einem erlesenen Platzerl in der Natur pilgern könnten, um dort zu feiern, wie Josef und Maria es taten?
Niemals wurde diese Bitte in meiner Familie erhört. Immer gab es eine Eskalation direkt bevor wir das Fest der Liebe in Frieden, mit offen strahlenden Herzen feiern sollten, für das wir uns bemüht besinnlich, um einen sterbenden Tannenbaum sammelten, der im Verhältnis zu seiner natürlichen Lebenserwartung gerade einmal so jung war, wie das frisch geborene Jesuskind in der Krippe.

“Oh Tannenbaum II” (Ursprung unbekannt, Arrangement & halber Text v. Laurentius Rainer 2018, 2. Stimme Simone Singh-Sondhi)

Egal wie dunkel und kalt die Nacht – der Morgenstern kündigt bereits an den neuen Tag, die Mondsichel trägt in Ihrem Schoß bereits den Spross neuen Lichts und ihr gottesmütterlicher Umhang breitet sich schützend wie das Himmelszelt über alles Leben dieses Erdenrunds.

23.12.23
Vielleicht dieses Jahr zu mindestens heute nichts mehr erledigen müssen, nur noch sein Herz bereit machen für die Ankunft des Lichts – die Ankunft jedes Herzenslichts all der Perlen, die uns zu wertvollen Zeitgenossen geworden sind, oder es noch werden könnte.
Heute nur kuscheln und teilen was bereits ist – die Stille genießen und staunen.

Geweiht sei diese Nacht und gesegnet all Ihr Lieben!

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