Sonnenwende
Das Gras ist tot, der Tage Herrlichkeit entschwunden,
Und leichdörrn liegt all Leben auf des Winters Wal.
Im Abendrote blitzt ein letzter Sonnenstrahl:
Der Tag ist überlebt, er blut‘ aus allen Wunden.
Zerfurcht das weite Land, das eitrig Fleisch zerschunden,
Der Sonne Lohe sinkt ins nächste Jammertal.
Sie blinzelt wie zum Abschied noch ein letztes Mal,
Kehrt morgen sie zurück, bleibt sie kurz angebunden.
Die Welt wird wieder eng und alles rückt zusammen.
Am Firmament, da prangt ein Stern zur frühen Nacht
Und auf der Erde ein paar müde Lichter funkeln.
So willst du mich zur schwarzen Galle wohl verdammen?
Du hast mich letztlich doch um allen Trost gebracht –
Ein großer Stern versinkt und alles liegt im Dunkeln.
Von diesen Schmerzen kann ich niemals mehr gesunden,
Die Ruh‘ ist lästig, jede Arbeit eine Qual,
Das Leben öd, das beste Essen schmeckt nur fahl
Und rastlos zieht mein Geist die ewiggleichen Runden.
Komm, mein Mädchen, teilen wir die traur’gen Stunden!
Ein und alles du und nichts und Zwang und Wahl,
Du allerlieblichstes Gefäß, du heil’ger Gral,
Den reinen Herzens ich gesucht und nun gefunden.
Des Freundes Leid, es trägt ein Freund mit ihm zusammen.
Am Firmament prangt schon der Abendstern zur Nacht…
Und auf der Erde? Tausend Lichter selbst im Dunkeln!
So kann ich dich darum am Ende nicht verdammen,
Hast du mir doch den allerschönsten Trost gebracht:
Ein großer Stern versinkt – doch viele kleine funkeln…