Schlechter Neujahrsvorsatz

Zu jedem Jahreswechsel gibt es den obligatorischen guten Neujahrsvorsatz. Da wir Menschen so viele schlechte Eigenschaften besitzen, versuchen wir diese nach und nach zu ändern, obwohl ja nur die wenigsten Vorsätze auch eingehalten werden. Die Idee negative Eigenschaften oder Gewohnheiten zu ändern, ist löblich und unsere persönliche Weiterentwicklung sehr wichtig. Unabhängig davon nehmen unsere früheren Angewohnheiten mit steigendem Lebensalter aber sowieso immer weiter ab. Wir werden Erwachsen, bekommen Kinder und die Gesellschaft sagt uns ganz genau was in den jeweiligen Lebensphasen erlaubt ist und wie man sich gefälligst nicht mehr zu Verhalten hat. Schiefe Blicke, Kopfschütteln oder (hörbare) innere Monologe des Gegenüber sind die Folge bei Fehlverhalten. Dadurch wird unser Verhalten größtenteils fremdbestimmt. Das Kind in uns schließen wir tief in einem Kerker ein und meistens verkümmert es dort immer weiter bis zu unserem Lebensende. Aber damit muss Schluss sein!

Erich Kästner hat gesagt: “Die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut. Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt. Früher waren sie Kinder, dann wurden sie Erwachsene, aber was sind sie nun? Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.”

Wir müssen nicht immer ein gutes Vorbild sein, Authentizität und Ehrlichkeit sind meines Erachtens viel wichtiger und wer hat überhaupt entschieden, was richtiges Verhalten ist? Das ist doch keine Konstante, wenn wir uns die Geschichte anschauen. Also warum können wir das nicht selbst entscheiden? Das hiermit nicht die grundlegenden Regeln gemeint sind, welche innerhalb unserer (Welt)Gesellschaft notwendig sind, um ein friedliches und respektvolles Zusammenleben zu ermöglichen, ist hoffentlich jedem klar. Gemeint sind Dinge, die wir eigentlich gerne machen würden, sie aber aus irgendeinem Grund nicht mehr (so oft) machen. Dadurch werden wir langweilig, wir verlieren unsere kindliche Seele, welche wir brauchen, um inneren Frieden zu finden. Verbissenheit, übertriebene Konformität, der eigene Antrieb immer “richtig” handeln zu müssen und die Überbewertung der Meinung anderer Menschen führen zur eigenen Versklavung. Am Ende wird uns das nur unglücklich machen und sich negativ auf die Beziehung zu unseren Freunden und unserer Familie auswirken.

Deshalb schlage ich vor, dass jede/r von uns neben dem guten auch einen schlechten Neujahrsvorsatz fasst. Einer, der uns befreit von irgendeinem unnötigen Zwang!

Postet euren schlechten Neujahrsvorsatz als Kommentar und wir schauen mal, was wir uns schon so alles ausgetrieben haben!

11 thoughts on “Schlechter Neujahrsvorsatz

  1. Ich werde mich im nächsten Jahr ausschließlich von Nicht-Bio-Produkten ernähren – hauptsächlich Fleisch und Milch und dafür möglichst wenig Geld ausgeben. Zudem werde ich immer zuviel kaufen und einen Großteil der Reste wegwerfen.

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    • Mich und mein Kind schlecht anziehen, viel Schokolade essen, neidisch, missgünstig und schadenfroh sein, noch ein Rad kaufen, hemmungslos flirten, mich verlieben und mir das Herz brechen lassen, unangemessene Komplimente machen, das Geld für dekadente Reisen und Restaurantbesuche zum Fenster rauswerfen, Menschen mit meiner Ehrlichkeit vor den Kopf stoßen und meine Vorlesungen nicht gut genug vorbereiten – ach so, nur ein Vorsatz?

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  2. Ein bisserl asozialer sein. Es ist echt anstrengend, sich bei jeder einzelnen Konsumentscheidung von der Zahnbürste bis zum Smartphone Gedanken um die Ethik zu machen. Also wenigstens einmal einfach ohne schlechtes Gewissen irgendwas Made in China bei Amazon bestellen. 🙂

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  3. Nach dem dritten Mal Katzenkotze wegmachen an einem Tag hab ich jetzt auch einen schlechten Vorsatz gewählt: Mehr Haustiere auf der Raststation aussetzen.

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