Ja isch denn heut’ scho Weihnachten?!
Weihnachten steht wieder vor der Tür und die häufigste und gleichzeitig leicht ungläubige Frage, welche man in diesem Zusammenhang hört, ist eben diese:
„Ist wirklich schon wieder Weihnachten!?“. Aber nur bedingt wegen des bevorstehenden Stresses, der mit dieser Zeit einhergeht, sondern wegen der Erkenntnis, dass schon wieder ein Jahr vergangen ist. Schon wieder sind wir ein Jahr älter geworden, wieder hat sich die Erde einmal um die Sonne gedreht.
Bei den wenigen Konstanten im Jahr wird uns unsere Vergänglichkeit immer am Stärksten vor Augen geführt und die Geschwindigkeit, mit der sich unser Leben Richtung unserem Ende bewegt. In diesem Gedanke schwingt meistens ein melancholisches Gefühl mit, der Tod ist kurz wieder präsent, obwohl wir ihn meistens ja so erfolgreich unterdrücken. Wir leben unser Leben, als gebe es keinen Tod, aber nicht im positiven Sinne des bewussten Auskostens, sondern im Negativen des Verdrängens aus Furcht.
Aber warum sollten wir Angst vor etwas haben, wofür wir und unsere Körper schon mit der Geburt an bestimmt waren, was alle Lebensformen und alle Materie miteinander verbindet? Statt Angst und Verdrängung sollten wir in vollem Bewusstsein jeden Augenblick unseres Daseins und jede Sekunde mit den Menschen die wir lieben genießen. Das Leben ist ein kurzes, aber ganz besonderes Geschenk an uns. Wir wissen nicht, warum es gerade uns gewährt wurde, aber wir müssen uns wirklich vor Augen halten, dass wir als Menschen eine absolute Sonderstellung genießen dürfen, dass wir als einige wenige in ca. 13.000.000.000 Jahren kosmischer Geschichte ein Bewusstsein entwickelt haben, womit wir uns und unsere Umwelt so wahrnehmen können. Das Leben an sich und insbesondere als Mensch ist also ein Geschenk, welches wir allein schon aus purer Ehrfurcht annehmen und auskosten müssen. Wer wäre schon lieber ein Stein?!
Wir sollten Dankbarkeit dafür empfinden, dass wir da waren und uns kennenlernen durften.
Dankbarkeit für unsere Bekannten, KollegInnen und FreundInnen, die einen vielleicht das ganze Leben oder auch in wichtigen Lebensabschnitten zur Seite gestanden sind, welche uns Kraft gegeben haben, wenn wir sie gebraucht haben und uns oft besser kennen, als wir uns selbst. Menschen, auf die wir uns täglich freuen und uns zum Lachen bringen, die Teil unserer Leben sind.
Dankbarkeit für unsere Familie, welche ihr ganzes Leben für uns umgestellt und immer als Erstes an uns gedacht hat, so wie wir es vielleicht heute für unsere Kinder tun. Sie haben ihr Wohl und ihre Selbstverwirklichung hinten angestellt, damit es uns gut geht.
Dankbarkeit für unsere bessere Hälfte, mit der man über die Jahrzehnte so stark zusammenwächst, dass man im Prinzip zu einer Person verschmilzt. Ich bin jetzt seit 12 Jahren mit meiner wunderbaren Frau zusammen und habe gemerkt, dass ich sie von Jahr zu Jahr schöner finde, denn ihre Alterserscheinungen sind mit mir gewachsen, sie gehören zu uns.
Dankbarkeit für unsere Kinder und ihre bedingungslose Liebe; dass wir die Möglichkeit hatten, sie aufwachsen sehen zu dürfen. Sie haben uns so viel gekostet, aber noch so viel mehr geschenkt.
Dankbarkeit für unsere atemberaubend wunderschöne Erde mit ihrer schier unendlichen Vielfalt, die uns immer wieder verzückt und erstaunt, wie auch unser ganzes mystisches Universum.
Mit diesem Gefühl der Dankbarkeit sollten wir uns gemeinsam beim Wachsen und Welken zuschauen und uns daran erfreuen, dass wir diesen Weg zusammen beschreiten durften. Und auch wenn wir nicht wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen, so sollten wir doch die Zeit nutzen, die uns hier bleibt, dieser warme Hauch, dieses kurze Flackern. Lasst uns gemeinsam zelebrieren, dass wir am Leben sein durften, so dass wir mit Wehmut, aber nicht ohne Mut von dieser Erde treten werden!