Türchen 11 (von Teresa)

Nachdem hier bereits viel über dieses Jahr 2020 sinniert wurde, werde ich mich dem nun anschließen. Auch ich möchte gerne meine vielen Gedanken zum vergangenen Jahr mit euch teilen.

Für mich war es ein unbeschreibliches Jahr. Ein wunderbares Jahr, denn im Juni 2020 wurde mein Sohn geboren und hat mich zu einer unglaublich stolzen und glücklichen Mutter gemacht. Ich habe Gefühle erfahren, die intensiver nicht sein können, ich habe eine Art zu lieben gelernt, wie es mir vorher denkunmöglich war. Trotz meiner Mama- Freuden und hormonellen Hochflüge war es kein einfaches Jahr für so viele von uns. Als ich im Herbst 2019 von meiner Schwangerschaft erfuhr, dachte ich mir „2020, was für ein schönes Geburtsjahr“.. dass dieses Jahr so prägend für so viele von uns sein würde hätte ich da nicht gedacht. Anfang des Jahres 2020 noch habe ich nicht geglaubt, dass dieser Virus uns derart trifft, unser Leben derart verändert. Dann kam der vorzeitige Mutterschutz. So gefreut hätte ich mich darauf in dieser Zeit noch einmal viel zu unternehmen, auszugehen, Freunde zu treffen- doch stattdessen war ich hauptsächlich zu Hause immer in der Hoffnung normal und in Anwesenheit meines Partners entbinden zu können. Diese Zeit war absolut gar nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte, jedoch haben wir versucht die positiven Seiten zu sehen. Mein Partner und ich hatten so viel Zeit füreinander und miteinander und wir haben es genossen. Beziehungsweise haben wir immer mehr gelernt es zu genießen. Diese Entschleunigung meines sonst doch bis dahin immer sehr turbulenten Lebens tat mir gut und ich habe für mich persönlich sehr viel gelernt. Unter anderem wie gut mir Entschleunigung tut.

Wir waren und sind in einer durchaus sehr privilegierten Situation -weder mein Partner noch ich müssen uns Sorgen um unsere Jobs machen, wir verstehen uns gut und gehen lieb miteinander um, wir haben keine riesige Wohnung, aber ausreichend Platz um sich auch mal aus dem Weg zu gehen und auch um Homeoffice meines Partners in Ruhe zu ermöglichen, und wir haben einen Balkon, welcher in Frühjahr Gold wert war… all diese Dinge: keine Selbstverständlichkeit. So viele Leute mussten in dieser Zeit auf engem Raum leben und viele haben Ängste, Sorgen und Aggressionen am nahen Umfeld ausgelassen. Aber nicht nur dahingehend wurde mir meine privilegierte Situation bewusst: für mich, 32, schwanger, bzw. frischgebackene Mutter, beruflich einigermaßen gesichert, mit Partner ist es schon auch mal ok für eine Zeit einen Gang runter zu schalten und soziale Kontakte zu minimieren. Aber was ist z.B. mit den vielen Jugendlichen, für die das wichtigste ist ihre Freunde und Freundinnen zu treffen, auszugehen, sich auszuleben… Und für die die zuhause beengte Verhältnisse haben und nicht mehr im Park mit ihrer Clique abhängen können. Die, die nach ewig langer Lehrstellensuche nun erst wieder bei Null anfangen müssen.  Aktuell ein Jugendlicher oder eine Jugendliche zu sein, ist definitiv nicht schön. „Corona hat mir meine Jugend gestohlen“ habe ich letztens von einem 19 jährigen gehört. Für junge Menschen in dem Alter sind ein paar Monate ja wie eine Ewigkeit. Jugendliche sind nur eine Gruppe unserer Gesellschaft für die es besonders hart war und ist- für so viele Menschen war und ist dieses Jahr eine große Herausforderung und wir können nur hoffen, dass das kommende Jahr wieder etwas „Normalität“ zurück bringt. 

Trotz meiner privilegierten Situation war es doch ein Jahr voller Unsicherheit und Ängsten. Wie gesagt, kam im Juni mein Sohn auf die Welt. Zum Glück waren wir alle gesund. Man macht sich dann aber schon viele Gedanken, in was für eine Welt man ein Kind geboren hat. Darf man das Kind den Großeltern, Freunden in die Hand drücken? Wer darf ihn halten? Müssen die Leute vorher Händewaschen? Etc. Alles Dinge die mir wirklich zuwider waren. Immer waren wir viel unter Leuten und ich habe mir vorgestellt mein Kind wird auch so aufwachsen, dass bei uns immer was los ist. Tja, im Gegenteil. Meine Freunde und Freundinnen sehen mein Kind leider viel zu selten, auch die Eltern meines Partners konnten bisher nur einmal nach Österreich kommen um ihren Enkel zu sehen. Das macht mich extrem traurig. Mein Sohn genießt wahrscheinlich die viele Kuschelzeit. Ich genieße sie auch. Aber mir fehlt es, als stolze Mami, meine Freude und Liebe mit meinen Freunden und Freundinnen zu teilen. Ich will, dass mein Sohn mitbekommt, dass wir uns umarmen, uns drücken, uns küssen, miteinander feiern und nicht, dass ich meine Liebsten auf Abstand halte, wir darauf achten keinen Körperkontakt zu haben. Nein, so soll mein Sohn das nicht lernen. Das beschäftigt mich sehr viel und ich hoffe einfach, dass sobald mein Sohn etwas älter ist, wir uns wieder einigermaßen sorglos in die Arme schließen können. Trotz aller Einschränkungen und großer Vorsicht blieben wir nicht vom Virus verschont. Anfang Oktober ging es mir richtig mies und wurde schließlich positiv getestet, so dann auch mein Partner. Auch da kamen uns als frisch gebackene Eltern viele Ängste auf und vor allem, wie wird es unserem Sohn gehen? , wird er eh keine Folgeschäden haben?, etc.. was einem halt alles durch den Kopf geht. Wir sind alle 3 wieder gesund und fit, was für ein Glück!

Dieses verrückte Jahr hat mein Leben total auf den Kopf gestellt. Ich bin Mutter geworden und gleichzeitig beherrscht ein blöder Virus unsere Gesellschaft.  So viel Freude und Glück gepaart mit Ängsten und Sorgen. Ein Jahr das so viel Gutes gebracht und gleichzeitig so furchtbar blöd war.

Ich wünsche allen viel Gesundheit und Freude für das kommende Jahr. Hoffentlich bringt es viel Positives mit sich. Ich bin Zuversichtlich! Alles Liebe

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