Ein gefühlt sehr langes Jahr neigt sich langsam dem Ende zu und dennoch lässt mich das Gefühl nicht los: „Schon wieder (so schnell) ein Jahr vergangen?“
Das bei weitem dominierende Thema, wie auch gut an unserem 🙂 diesjährigen Adventkalender ersichtlich wird, ist Covid-19. Nachdem ich schon vor ein paar Tagen mit dem Schreiben begonnen habe, habe ich ein paar Seiten später bemerkt, dass ich es einerseits kaum schaffen würde, in diesem Kontext nicht vor allem über Politik, Gesellschaft und auch Religion zu schreiben, andererseits sich der Text in meinem Fall unter „sudern auf hohem Niveau“ – als gelernte Österreicherin eine meiner Lieblingsbeschäftigungen – subsumieren lassen würde und zudem bestenfalls ein kleiner Ausschnitt aus den vielen, unterschiedlichen Aspekte wäre, die mich in diesem Jahr beschäftigt haben bzw. nach wie vor beschäftigen. Nach kurzer Kontemplation (ein schönes Wort, wie ich finde 🙂 ) will ich kurz über Gutes erzählen, bzw. – wenn man so will und weil mein „Fest des toten Flugtieres“ (aka Martinigansl / Thanksgiving) heuer leider nicht stattfinden konnte – etwas wofür ich unter anderem dankbar bin, was in einem so einschneidenden und in vielen Facetten traurigem und seltsamen Jahr tatsächlich auch passiert ist – ein paar Gedanken in aller Kürze.
Wir haben glücklicherweise einen durchaus großen und schon sehr lang bestehenden Freundeskreis, treffen uns oft mit Freundinnen und Freunden bzw. laden selbst sehr gerne ein. Ostern und „das Fest des toten Flugtieres“ sind Fixpunkte in unserem Einladungskalender, dazu kommt noch eine kleine Weihnachtsfeier mit Freunden und anlassbezogen Feiern oder Treffen einfach so. Im März konnte ich mir nicht vorstellen, wie irgend etwas davon heuer möglich sein sollte, aber mit dem Anspruch bestmöglich Abstand zu halten, um sich aber trotzdem nahe sein zu können, ist dann doch einiges gegangen, wie man so schön sagt: Ein paar Tauffeiern, ein paar kleinere Geburtstagsfeiern, Freunde treffen in kleinen Runden draußen und mein Zwillingsbruder hat geheiratet: Kurz nach Beginn des Lockdowns haben er und meine (mittlerweile) Schwägerin mir erzählt, dass sie sich verlobt haben und noch in diesem Jahr heiraten wollen. Ich habe mich sehr darüber und natürlich für sie gefreut. Zunächst war die Rede von einer „Corona-Hochzeit“ (was für ein Wort), nachdem es im Sommer aber wieder etwas besser ausgesehen hat, haben sie rund 120 Freunde und Familie zu ihrer Hochzeit im Herbst auf eine Burg eingeladen, die aber leider kurz davor wieder abgesagt werden musste. Sie ließen es sich nicht nehmen und heirateten in ganz kleinem Rahmen, dennoch war es eine wunderbar schöne Hochzeit. Nachdem sie am Standesamt, in Anwesenheit von ca. 10 Personen, „Ja“ gesagt hatten, ertönte Musik von draußen und die (eingeweihte) Standesbeamtin bat das Brautpaar, ihr zu folgen. Einige unserer Freunde hatten sich heimlich, ohne sonst jemanden davon zu erzählen (auch mir nicht, weil ich angeblich nichts für mich behalten kann – tz tz), aufgemacht und sozusagen die Hochzeit gecrasht, nach der Trauung, im Freien und mit Abstand, aber mit viel Sekt zum Anstoßen. Trotz der ca. 2 Stunden Anreise ließen sie es sich nicht nehmen, dem Brautpaar gratulieren zu können. Das hat mich außerordentlich gefreut und gerührt, für meinen Bruder und seine Frau, und auch die Demonstration, dass es auch in herausfordernden Zeiten Möglichkeiten gibt, ein bisschen etwas Positives aus schwierigen Situationen zu machen.
