Wir alle leiden unter einer tödlichen Krankheit: Dem Leben.
Alle Menschen, alle Lebewesen und die gesamte Materie haben nämlich eines gemeinsam: die Vergänglichkeit. Die Vergänglichkeit ist unumgänglich und verbindet uns alle auf einmalige Weise.
Obwohl wir das ganz genau wissen, versuchen wir den Tod dennoch so gut wie möglich zu verdrängen, ihn wortwörtlich totzuschweigen. Der Tod nimmt in unserem Leben nirgendwo den Raum ein, den er eigentlich haben müsste. Er ist weder Thema in der Familie, noch unter Freunden oder in der Schule. Über den Tod redet man nicht! Nicht als Kind, nicht als Erwachsene, sogar viele ältere Menschen, welchen dem Tode sehr nahe sind, möchten nicht darüber sprechen. Dabei ist er als unterbewusste Angst allgegenwärtig und beeinflusst unser Handeln wie keine andere Komponente.
Die Akzeptanz unseres Todes würde zu einer unvergleichlichen Erleichterung führen, da wir unsere Angst davor verlieren würden. Krebspatienten haben dies schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie nach der Annahme ihres Todes eine völlig andere Sichtweise auf das Leben hatten und jeden Tag als kostbar betrachteten. Jetzt müssen wir uns nur bewusst machen, dass wir alle unheilbare Krebspatienten sind!
Ich gehe sogar soweit, zu sagen, dass es ein Vorteil wäre, seinen genauen Todeszeitpunkt zu kennen. Denn was im ersten Moment furchtbar klingt, entpuppt sich bei einer näheren Betrachtung zu einer zwangsläufig völligen Annahme des Unvermeidlichen. Die Angst vor dem Tod würde komplett von uns fallen und uns der völligen Freiheit übergeben. Wir würden unser Leben genau gemäß unseres Todestages führen, könnten uns verabschieden und würden zum Abschluss vielleicht sogar eine richtig geile Party geben.
Ich möchte dies mit einer kleinen hypothetischen Frage verdeutlichen, welche wahrscheinlich vor allem Eltern verstehen und beantworten können:
Nehmen wir an, unser Kind ist schon in jungen Jahren einer tödlichen, aber nicht schmerzhaften, Krankheit erlegen. Der Verlust begleitet uns für immer und wir werden ihn für immer in uns tragen. Nun kommt eine gute Fee und bietet uns an, uns von diesem Schmerz zu erlösen, welchen wir in uns tragen. Dies geht aber nur, indem sie alle Erinnerungen an das Kind aus unserem Kopf löschen muss. Wie entscheidet ihr euch?
Ich denke, alle Eltern würden sich für das Kind entscheiden und damit auch für den Schmerz, denn dieser ist alles, was uns bleibt. Wir hätten uns somit also auch für das Kind entschieden, wenn wir den frühen Todeszeitpunkt unseres Kindes gekannt hätten. Auch wenn diese Entscheidung egoistisch klingen mag, so ist dem nicht so. Es ist eine Entscheidung aus Liebe und für das Leben.
In der Realität wissen wir unseren Todeszeitpunkt nicht, aber wir können dem Tod mehr Aufmerksamkeit schenken. Aber nicht als schreckliches und schauriges Ende, sondern einfach als das was es ist, als unvermeidbar. Lasst uns unseren Kindern erzählen, wie die Welt funktioniert, aber nicht nur mit dem weinenden Auge, sondern auch mit dem lachenden Auge über die Freude unserer Existenz und das wir diese Zeit gemeinsam verbringen dürfen. Unser Leben ist ohnehin nur ein Hauch in der Existenzgeschichte, wir brauchen uns nicht zu mehr machen, als wir sind. Wir sind ein unbeschreiblich kleiner Teil eines großes Ganzen, nicht mehr, aber auch nicht weniger! Denn wir sind immerhin ein Teil, jede/r von uns!
Wenn wir unseren Tod akzeptieren, dann entscheiden wir uns für das Leben. Wir befreien uns von unserer Last und verlieren unsere Angst. Dann können wir uns endlich uneingeschränkt auf das Leben konzentrieren und genießen.
Ich denke es ist nicht der Tod wovor wir Menschen eine Angst verspüren, sondern eher vor dem Sterben. Man versucht den Tod weit von sich weg zu schieben, da er so entgüldig ist, wie sonst nichts vergleichbares. Man weiß man wird die Menschen die man liebt nie wieder sehen und hören. Menschen die Gläubig sind haben es etwas leichter, da sie wissen sie werden ihren Angehörigen irgendwann wiedersehen. Genießen wir die Zeit die uns bleibt miteinander.
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